Zuerst ist „Nein“ nur ein Wort. Die Frage ist, wie immer wenn es um (Be)Deutung geht: welchen Körper geben wir diesen vier Buchstaben. Wie oft, wenn ich hier schreibe, geht es um Zwischenmenschliches, die Befriedigung gegenseitiger Bedürfnisse und ähnliche Perversionen. Ich meine, hey, Leben ist kinky…
Also, was ist das überhaupt? „Nein“ ist schon mal kein Safeword, genausowenig wie Autsch oder Stop. Wir, die wir uns in den Gefilden von (erotischem) Sadismus und Masochismus, in der Welt von Dominanz und Submissivität bewegen, geben diesem Wort in den intimen Momenten per se schon mal nicht die Macht, die in einer Vanillabeziehung hinter diesem Wort steckt.
Denken wir an eine solche Beziehung und hören den Satz „Er/Sie hat ‚Nein‘ gesagt“, dann kommt, zumindest mir, hauptsächlich das Bild eines unbefriedigten Bedürfnisses, wenn nicht sogar eines nicht so schön beendeten Liebesabends in den Kopf. An einen realen Übergriff wollen wir da nicht denken, es schwingt aber auch mit; aber bleiben wir mal bei dem normalen ‚Nein, das nicht‘.
Dieses ‚Nein‘ steht hier wie ein Berg, das Dead End – Sign der Erotik. Anstatt einen Weg zu suchen, das Bedürfnis, die Lust zu stillen wird gestoppt. Ganz klar, ich rede hier nicht darüber, einseitig Zwang auszuüben, ich denke an die vielen Situationen, in denen etwas aus Unwissenheit oder der Angst vor dem Unbekannten nicht getan wird. Nehmen wir einfach mal anale Praktiken als Beispiel: in einem Großteil der Situationen, in denen dies von einem/r Partner/in erfragt wird, die in diesen Dingen unerfahren ist, wird eher ablehnend reagiert werden. Nicht aus der Erfahrung heraus, nicht, weil man es nicht mag sondern weil es unbekannt, moralisch und gesellschaftlich nicht Norm ist. Ja, es gibt Menschen, die mögen es nicht, vollkommen in Ordnung, aber ich sollte kennen, was ich aussschliesse. Und dann sollte ich es meinem Partner kommunizieren, BEVOR es zu Abbruchsituationen kommt; und vor allem: ich sollte es begründen können. Ein begründetes Nein kann man verstehen, kann als Grundlage für Gespräche und Vereinbarungen genommen werden. Ein unbegründetes Nein wird oft als aggressiv, als einschneidend wahrgenommen.
In BDSM-Partnerschaften ist es ein bisschen klarer. Durch das im SM naturgemäß stark ausgeprägte Machtgefälle, auch wenn es, genaugenommen, auch nur ein abgesteckter Rahmen ist, ist der Wille des einen Partners eine gewollt untergeordnete Größe. Es herrschen hier Absprachen, vereinbarte Grenzen und Tabus, also der Konsens der Session oder der Metakonsens der Beziehung. Ich bitte zu beachten: auch hier gibt es die Dinge, die nicht gewollt werden. Aber die Kommunikation hat hier eine andere Qualität. Do’s & Dont’s, Grenzen und Tabus werden außerhalb Session vereinbart. Innerhalb der Session herrscht dann das Vertrauen, dass das Besprochene eingehalten wird. Ganz Klar: ein Nichteinhalten bedeutet auch hier den Abbruch der Situation, hier dann aber aus nachvollziehbaren, vorher vereinbarten Gründen. Das Zauberwort heißt Kommunikation, und zwar vorher. Auf das oben genannte Beispiel anale Spiele bezogen: Wir reden in einer neutralen Umgebung. Dann erfahre ich, ob mein Partner das mag oder nicht, man kann sich austauschen warum und weshalb, und klären ob es ok ist.
Ganz wichtig ist hier dann die Ehrlichkeit im Umgang miteinander. Macht dem Anderen keine Hoffnungen, weckt keine Erwartungen, die nicht gehalten werden. Dagegen ist man leider nie gefeit. Ich selbst erlebte es einmal, dass ich von vornherein klaren Tisch machte mit meinen Vorlieben und auch den Erwartungen. Es war klar, was ich wollte und das war auch das was Sie (angeblich) wollte. Schade nur, dass sich all das im Verlauf des einjährigen Miteinanders aus Luftschloss erwies. Man hätte sich und somit auch mir viel Ärger und Schmerz sparen können, wenn man von vornherein ehrlich gewesen wäre.
Lange Rede, kurzer Sinn, hört auf, im Bett ’nein‘ zu sagen, habt den Mut, neues zuzulassen und von vornherein ehrlich zu sein, der Schritt dazu ist ein kleiner, aber Ergebnis ist ein viel einfacheres, erotischeres und erfüllendes Miteinander!
Liebt euch!
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