Die zehn goldenen Regeln im BDSM (Part Two)

Gestern habe ich euch ja meine zehn goldenen Regeln für BDSMer gepostet. Und ich glaube, so manche von euch haben sich gedacht: „Meint der das Ernst? Das kann der doch nicht Ernst meinen…“. Also hier jetzt meine Antwort auf eure Frage: Ja, ich meine das Ernst. Und nein, natürlich nicht.

Also wie jetzt?

Ganz einfach: Ja, ich bin der Meinung dass die Regel


Höre auf dein Herz, deinen Bauch und deinen gesunden Menschenverstand

im Grunde erstmal alles ist, was man braucht, wenn man BDSM in seinem Sexleben haben möchte oder es bereits auslebt. Und warum das meiner Meinung nach so ist, das will ich euch jetzt gernen erklären.

Höre auf das Herz (Teil eins der zehn goldenen Regeln im BDSM)

BDSM ist etwas, das in den meisten Fällen etwas mit Intimität, mit Vertrauen, mit einer Bindung zwischen zwei oder mehr Menschen zu tun hat. Wenn ich also nun BDSM (er-)leben möchte, dann benötige ich da einen weiteren Menschen. Und jetzt frage ich euch ganz ehrlich: möchtet Ihr etwas, das mit so viel Vertrauen und Intimität zu tun hat wie Sex, wie BDSM, wie das ausleben einer Phantasie mit jemandem erleben, der keine Raum in eurem Herz hat? Oder bei dem euer Herz sogar das Veto einlegt? ich denke nicht.

Also, ganz klar, bevor mit irgendwem gespielt wird, hört darauf, ob euer Herz das OK gibt!

Höre auf den Bauch (Teil zwei der zehn goldenen Regeln im BDSM)

Okay, Ihr habt jetzt einen Herzmenschen gefunden und wollt jetzt endlich loslegen. Und wie immer, wenn etwas neues oder etwas aufwühlendes geschehen soll, macht man sich natürlich so seinen Gedanken. Und man fragt den besten Freund oder die beste Freundin. Oder man liest in Foren. Oder fragt auf Twitter. Whatever.

Und man bekommt Antworten. Selbstverständlich sind diese bestenfalls differenziert, aber in den meisten Fällen sind sie auch noch Konträr. Von „Oh wie Geil!“ über „Bist Du Dir da sicher?“ und „Für mich wär das nix“ bis hin zu „Bist Du eigentlich total Irre (oder krank, oder pervers)?“ wird in der Regel alles dabei sein. Nicht wirklich hilfreich, oder?

Daher bitte: hört auf euren Bauch! Das Bauchgefühl ist einer der wichtigsten emotionalen Lakmus-Tests. Und meist auch das, was euer Gefühl am besten wiedergibt. Wenn der Bauch dann sein OK gibt, dann führt vielleicht noch das aus, was ein Kanadischer Podcaster mal den „Cock & Pussy – Test“ nannte. Denkt in einem neutralen Moment, also nicht, wenn das Kopfkino gerade vom Chat oder Telefonat oder was auch immer angeheizt ist, an die Situation, die geplant ist. Erregt der Gedanke auch jetzt? Dann könnt ihr mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es ein gutes Erlebnis wird.

Wenn das also der Bauchgefühl gut und die Erregung da ist, dann hören wir noch auf den letzten Punkt (und wenn nicht, dann gehen wir wieder. Es ist nichts schlimmes dabei, auch mal zu sagen: „Du, sorry, aber es passt wohl doch nicht, ich fühle mich unwohl):

Höre auf deinen gesunden Menschenverstand (Teil drei der zehn goldenen Regeln im BDSM)

Das, was Herz, Bauch und Cock oder Pussy gut finden und wenn das Begehren steigt, ist ein guter Moment, nochmal kurz in sich zu gehen. Ist es wirklich eine gute Idee, zwei Wochen zu diesem oder dieser Unbekannten zu fahren? Bin ich für das, was geplant wurde, wirklich bereit? Ist das gemeinsame Kopfkino im Sinne von SSC (Safe, Sane and Consensual) oder RACK (Risk Aware Consensual Kink) durchführbar? Ist die angebliche Erfahrung nachvollziehbar? Vielleicht holt man sich ja ein paar Informationen von ehemaligen Spielpartnern (und da nicht unbedingt den oder die verletzte Ex fragen sonder jemand mehr oder weniger neutralen). Oder vielleicht habt Ihr Ihn oder Sie bereits auf einer Party spielen sehen und könnt euch überlegen ob das, was Ihr gesehen habt, das ist, was Ihr erleben wollt.

Ihr wollt sicher gehen, dass er oder Sie sein Handwerk beherrscht? Fragt nach! Wie oft hast Du das schon gemacht? Mit wem? Wo hast du das gelernt/geübt? Ihr wollt keinen Psycho? Dann sagt vorher ganz klar, dass Ihr euch covern lasst. Selbstverständlich kann es darauf nur eine Reaktion geben, nämlich eine positve! Jedes ausweichen, alle Reaktionen nach dem Motto „kann ich verstehen, ist aber bei mir nicht nötig“ oder gar „hast du so wenig Vertrauen zu mir“ sind eine ganz klare rote Flagge und sollten dazu führen, dass man wieder geht (oder gar nicht erst hinfährt)!

Übrigens: das Absichern gilt für beide Seiten! Auch ein(e) Dom(me) kann sich covern lassen. Ausserdem ist es auch immer ratsam, gerade bei casual Dates, die Dinge, die passieren sollen/dürfen vorab festzuhalten. So kann man auf beiden Seiten dafür Sorge tragen, dass das ganze in geregelten und gewollten Bahnen abläuft. Auch wenn die Geilheit noch so groß ist sollte man doch zumindest in der Planung einen kühlen Kopf und gesunden Menschenverstand wahren.

Und warum schreibe ich das ganze jetzt überhaupt?

In der letzten Zeit ist, gerade medial und in den diversen Social – Media – Kanälen, die Stimmung… sagen wir mal aufgeheizt. Da werden Diskussionen über den Metakonsens und CnC (Consensual non-Consent) geführt, weil ein Dienstleister über einen Termin twittert (was ich davon halte, dass ein dominanter Dienstleister, wie anonym auch immer, über die von einem Kunden gebuchte Dienstleistung twittert, steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt). Da wird dann Metakonsens und gewünschte Willkür auf Seiten von Sub teilweise als etwas dargestellt, das in der politisch korrekten Internetwelt eine Stellenwert wie eine ungewollten Grenzüberschreitung hat. 24/7 oder TPE wird in Frage gestellt, also werden Beziehungskonstrukte die der eine oder andere für sich mit leben füllt, als etwas negatives dargestellt.

Es wird auf angeblich „humorvolle“ Art und weise auf diversen Blogs mal wieder „Gebote“ für Doms und Subs gepostet, in denen neben den Dingen, die halt eben dem gesunden Menschenverstand widersprechen, Dinge auf zynische Weise als negativ dargestellt, die für andere ein fester Bestandteil Ihrer Dynamik sind. Wenn man nicht auf das trainieren von Positionen, auf Heels oder Orgasm – Denial steht, dann macht man es halt nicht. Aber man macht sich nicht darüber lustig. Das grenzt für mich an eine hinter „Humor“ versteckte, zynische Art von Kink-Shaming. Also hab ich euch mal meine zehn goldenen Regeln gegeben. Humorvoll und zynisch.

Wer klärt hier eigentlich auf?

Das ist die Frage, die ich mir stelle, wenn ich mit die diversen Blogs und Twitteraccounts ansehe. Im Großen und Ganzen ist es ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, auf denen Selbstdarsteller und Profilneurotiker eine Bühne finden. In denen es reicht, die passeneden Buzzwords loszulassen, um gefeiert zu werden. Wo in Podcasts über Dinge geredet wird, die man gelesen aber nicht erlebt habt.

Warum zur Hölle glaubt Ihr eigentlich Leuten, die Ihr nicht kennt, zieht euch aus (Sichtbar auf Handyfotos und seelisch in den Worten in euren Tweets)? Und Gleichzeitig sagt Ihr „Stammtisch ist mir zu Intim, da bin ich zu schüchtern“? Ehrlich, ich verstehe es nicht. Ihr Tindert, habt Blind-Dates, trefft euch zum ficken und spielen auf Partys. Aber Ihr nutzt die Möglichkeit nicht, auf Workshops, Vorträgen oder Munches mal von der Erfahrung derer Nutzen zu ziehen, die sich Vis-á-Vis vor euch stellen und euch an Ihrem Know – How teilhaben lassen. Ist es wirklich soweit gekommen, dass Follower und Likes mehr zählen, als Wissen und Erfahrung? Dann wundere ich mich wirklich über nichts mehr.

Und was passiert, wenn es wirklich mal witzig wird?

Das können wir uns sehr genau ansehen, wenn wir uns die Reaktionen amerikanischer Sexworker auf die Netflix – Serie „Bonding“ anschauen.

Um es mal ganz klar zu sagen: die Hauptdarstellering kann nicht Fesseln, trägt ein Korsett, dass Ihr mindestens eine Nummer zu groß ist und bedient das Klischee der Studentin, die mit Sexarbeit Ihr Studium finanziert. Unterstützt wird Sie von Ihrem schwulen Freund, der erfolgloser Stand-Up-Comedian ist. Aus dieser Konstellation ergeben sich diverse mehr oder weniger komischen Situationen. Beim schauen der 15-20 Minuten langen Folgen musste ich doch öfter mal schmunzeln.

Und jetzt regen sich amerikanische Sexworker auf, dass diese Serie „stigmatisiert und unkorrekt ist“. Ehrlich? Also, Echt jetzt? Eine Netflix Serie soll aufklären? Das ist, als ob Game of Thrones demnächst im Geschichtsunterricht gezeigt wird wenn es ums Mittelalter geht. Oder wenn ich mich am Ballermann darüber aufregen, dass die musikalische Untermalung nicht aus Klassik und Jazz besteht sondern aus Massenkompatiblem Mitgröhlschlager.

Und aus genau diesem Grund habe ich es in den zehn goldenen Regeln wie ein Mantra wiederholt:

Höre auf dein Herz, deinen Bauch und deinen gesunden Menschenverstand. Und hört auf, jeden scheiß zu glauben, den Ihr im Internet lest. Vertraut wieder auf euch. Und legt eure Prioritäten auf das echte Leben

In diesem Sinne wünsche Ihr euch eine tolle Woche!

Und wenn Ihr doch lieber lest als erlebt, dann wenigsten bei mir…

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