Mentor? Ich?

 

Manchmal macht die Welt komische Dinge mit einem.  Und manchmal weiß man gar nicht, welchen Einfluss man auf andere hat, schon gar nicht dann, wenn man es nicht bewusst tut.

Das wurde mir gerade in den letzten Tagen wieder vor Augen geführt. Ein Freund meldete sich sehr unverhofft mal wieder. Darüber habe ich mich sehr gefreut, man hat sich vor Jahren aus den Augen verloren, so wie das eben immer mal wieder passiert. Wir hatten damals einen recht innigen und offenen Kontakt, waren viel unterwegs, haben viel gefeiert und uns auch immer mal wieder über Partnerschaften, Beziehungen und Beziehungsformen und auch über Sex unterhalten. 

SM war bei Ihm kein wirkliches Thema, bei mir wurde es, mal mehr mal weniger gelebt, und so kam er natürlich mit der Materie in Berührung. Als wir uns jetzt, nach 7 oder 8 Jahren, wieder trafen erfuhr ich, das ich Ihn in dieser Zeit wohl mehr prägte als mir eingentlich bewusst war. Er nannte und nennt mich seinen Mentor, hält das SM-Handbuch von Grimme, das ich Ihm mal geschenkt habe, in Ehren. Ich finde das auf der einen Seite natürlich toll. Das ist Egofutter pur. Auf der anderen Seite denke ich auch darüber nach, was man doch für einen Einfluss auf andere hat, ohne sich darüber Gedanken zu machen.

Hier, in dieser Geschichte, ist jetzt alles Zucker. Er lebt mit seiner Frau in einer Partnerschaft, in der er alles Ausleben kann. Die beiden gehen offen mit Sex, Ihrer Partnerschaft und Ihren Vorlieben um, geben dem Anderen die Freiräume, die benötigt werden. Aber genausogut kann das ganze auch ins Gegenteil abrutschen. Was passiert zum Beispiel, wenn ich Dinge in anderen Wecke und diese haben dann nicht das Glück das er oder auch ich haben? Ich wecke vielleicht ein Bedürfnis, das der Partner oder die Partnerin nicht befriedigen kann oder will. Oder derjenige hat gar keinen Partner und vielleicht auch kaum oder keinen Szenebezug.

Wenn ich bei meinem Freund verantwortlich dafür bin, das er heute in einer glücklichen und sexuell ausgefüllten Partnerschaft lebt und seine Träume und vorlieben ausleben kann, bin dich dann bei dem anderen nicht (mit)verantwortlich für seine Frustration, vielleicht sogar für das Scheitern einer Beziehung?

Allerdings befürchte ich, dass ich darauf gar keinen Einfluss haben kann. Immerhin habe ich mich entschieden, anderen meine Erfahrungen weiterzugeben, sei es jetzt hier im Blog, als Mitglied und in der Orga von SMart Bochum oder als Privatperson.

Also werde ich wohl weiterhin denen mit Rat und Tat bei Seite stehen, die mich fragen, weiterhin von meinem Leben und meiner Leidenschaft schreiben, weiter Treffen und Spielkreise mitorganisieren und weiter Leute infizieren mit dem Virus BDSM, ob ich will oder nicht. Und wenn dann jemand sagt „Du warst mein Mentor“ dann wird das so gewesen sein. Und ich werden fragen

„Und? War ich gut?“

In diesem Sinne: lebt, liebt, spielt und vor allem: Seid glücklich!

 

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