Just another Party-101

Party101

Ok, das, was ich jetzt hier schreibe ist für viele bestimmt nichts Neues, aber vielleicht ist es doch für den Einen oder Anderen interessant.

Es ist bei mir nun schon ein paar Jährchen her, dass ich auf meinem ersten Event war. Es war auf jeden Fall noch im letzten Jahrtausend. Ich arbeitete damals für den Marquis und wir fuhren gemeinsam auf den EuroPerv von DeMask. Gott, war ich aufgeregt … Leider konnte meine damalige Freundin weder mit SM noch mit Fetisch (außer dem in de Gothic – Szene üblichem Lackröckchen) was anfangen. Also machte ich mich mit ein, zwei Kollegen vom Marquis auf nach Amsterdam. Und hier jetzt der erste Tipp für den Partygang.

Passe Deine Erwartungen den Gegebenheiten an!

Für Singles ist eine Party (normalerweise, von Partys mit professioneller ‚Erlebnisgarntie‘ rede ich hier nicht) kein Garant für wilden und hemmungslosen Sex. Auch wenn uns die Boulevard-Medien immer wieder was anderes erzählen wollen: SM-Partys sind in den seltensten Fällen die zügellosen GangBang- Prügel- Fessel- und-was-sonst-noch-alles – Orgien. Das musste ich da merken, denn außer ’ner Coke und ein bisschen Show passierte da für mich nicht viel. So fuhr man mit einer gewissen Enttäuschung wieder zurück. Als Single ist eine Party dann doch eher ein Ort zum Quatschen und Kennenlernen.

Alles, was zwischen zwei oder mehr Partnern auf so einer Veranstaltung passiert, bewegt sich im Rahmen des Konsens der agierenden. Auf den meisten Partys ist zusehen kein Problem. Wer nicht in der Öffentlichkeit stehen will, schließt die Tür, den Vorhang oder was auch immer da an Möglichkeiten gegeben ist. Das ist dann auch für Dich ein ganz klares Zeichen.

Sei auch nicht ‚too Touchy“. Es kommen immer mal wieder Fragen und Gespräch auf über die Nähe und Überschneidungen mit der Swingerszene auf. Ich sehe das so, dass es, was die Offenheit angeht, die Akzeptanz von Kink, BDSM oder Powerexchange mag bei Swingern wohl da sein, genauso wie offene Partnerschaften, Polygamie oder -amorie in SM-Kreisen durchaus akzeptiert und praktiziert wird.

Allerdings gibt es einen kleinen Unterschied, und der hat was mit dem prinzipiellen Verständnis von Konsens zu tun. Während bei den Swingern eher der Grundsatz ‚Erlaubt ist, was gefällt‘ gilt heißt es bei uns, zumindest beim öffentlichen Spiel ‚Nur, was vereinbart ist, ist erlaubt‘. Auf den ersten Blick mag das sehr ähnlich klingen. Aber der Teufel liegt im Detail. Während es in den Swingerkreisen sehr ‚kuschelig‘ zugeht, Körperkontakt ja durchaus etwas Erwünschtes ist, ist es im SM eher so, dass der Körperkontakt und das Spiel erst nach einer Verhandlungsphase beginnt. Kurz: bei Swingern besteht ein Konsens bis zum Nein, im SM heißt es nein, bis ein Konsens getroffen wurde*.

Dresscode

Der Dresscode ist komischerweise das, worüber man sich anfangs die meisten Gedanken machen. Ich persönlich finde diese hohe Wertung übertrieben. Sind wir mal ehrlich: auf den meisten Partys reicht die Lederhose und ein T-Shirt für die Herren, Korsett und Rock für die Dame, das Ganze noch im ’sündigen schwarz‘ und alles ist gut**.

Du solltest aber auch immer darauf achten, ob etwas ‚Besonderes‘ gewünscht ist. Selbst wenn die Doorbitch mit allem was nicht Jeans und Hawaii-Hemd ist, einverstanden ist. Du solltest einfach das Verständnis für den Event mitbringen. Dann klappt’s auch mit dem Dresscode.

Verhalten

Auch das ist ganz einfach. Verhalte Dich anderen gegenüber mit dem Respekt, den auch Du erwartest. Und da ist es erst mal egal ob Dein Gegenüber Top, Bottom, Sub, Dom, Slave, Master oder was auch immer ist. Nicht jeder s-Type, der auf einer Party ist, geht vor jeden X-beliebigen D-Type auf die Knie. Ehrlich gesagt ist es nicht nur nicht jeder, gehe erst mal davon aus, dass es keiner macht. Wenn Du Interesse daran hast, nimm Kontakt auf. Du wirst schnell die Dynamik spüren. Manche möchten nur über den Top angesprochen werden, andere entscheiden selbst oder nur gemeinsam. Wie eigentlich immer: Höflichkeit und Offenheit hilft.
In den öffentlichen Spielbereichen solltest Du Dich ruhig verhalten, wenn Du nicht an der Session beteiligt bist. Nur wenig stört während einer Szene mehr als der Smalltalk der Umstehenden. Rück den Agierenden auch nicht auf die Pelle, halte einfach den gebührenden Abstand. Wer mir den Platz zum Ausholen nicht lässt, der muss sich nicht wundern, wenn er nach Aufforderung, Platz zu machen auch mal die Quirt abbekommt oder der DM*** ihn besucht.

Sich in das Spiel anderer einzumischen ist auch ein NoGo, also weder aktiv noch passiv. Nur weil da gerade eine gefesselte Sub in den Seilen hängt, heißt das noch lange nicht, das Sie für alle da hängt. Also: Finger weg, es sei denn, Du wirst oder wurdest aufgefordert, teilzunehmen. Aber auch ‚Passives‘ einmischen ist nicht unbedingt das Maß aller Dinge. Ungefragte Kommentare á la „Das geht so und so aber besser“ solltest Du einfach vermeiden. Das bringt die Spielenden aus dem Flow und Du machst Dir garantiert keine Freunde. Es spricht nichts dagegen, die Akteure nachher an der Bar oder am Buffet anzusprechen, aber nicht währenddessen.

Achte auch die Privatsphäre der anderen. Dass Du nicht wild filmend und knipsend mit Deinem Handy rumläufst, das versteht sich von selbst. Denk aber auch später noch dran. Wenn Du nach ein paar Tagen jemanden, der Dir aufgefallen ist, beim Metzger an der Theke triffst, ist es nicht angebracht zu fragen: „Warst Du nicht die geile Maus am Andreaskreuz letzten Samstag?“. Ich denke, das leuchtet ein, oder?

Rules of the House

Mache Dich, am Besten, bevor Du hinfährst, mit den spezifischen Regeln der Party vertraut. Wie lauten die Safewords auf dieser Party? Wo ist essen und trinken gewünscht, wo nicht? Ist die Location so gelegen, dass Du schon im Outfit aufschlagen kannst, oder solltest Du Dich dort umziehen? Wenn Du nicht auf die Zigarette verzichten kannst: Gibt es Raucherbereiche? Meist wirst Du am Eingang auch gefragt, ob Du schon mal da warst: keine falsche Scham! Sag ruhig, wenn Du noch nie auf der oder einer Party warst. Einer der DM’s oder der bzw. die Gastgeber(in) wird Dir gerne alles zeigen.

So, ich denke, das war jetzt das Wichtigste. Natürlich erhebe ich hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Kommentare sind offen für andere Tipps. Aber ich glaube, wer sich hier an die recht einfachen Sachen hält, hat bei seinem ersten Partybesuch keine Probleme und kann sich freudig ins Getümmel werfen.

Ich wünsche euch viel Spaß!

Love one another and play safe!

* Das ist nicht allgemeingültig. Es mag durchaus auch mal zum Spiel gehören, dass Sub für bestimmte Dinge für alle ‚Verfügbar‘ ist, aber das wird dann schon bekannt gemacht.
** Das heißt nicht, dass ich das gut finde. Ich meine, Ihr geht da auf eine Party, Ihr wollt was schönes sehen und erleben, also macht euch auch schön.
*** DM: Dungeon Master, klingt einfach besser als „Aufsichtspersonal“.

4 Antworten auf „Just another Party-101“

  1. Super geschrieben. Kann ich alles unterschreiben.
    Noch ein Rat an alle Doms, die das erste mal eine dame mit zu so einer Party nehmen: Aufpassen, Aufpassen. Und die dame respektieren.
    (Mein erstes Mal war mit einem Dom, der Packetschnur mitnahm…-die guten seile wurden mir beim letzten Mal geklaut- und mich hilflos an der Bar sitzen ließ)
    Wäre fast nie mehr mit einem mitgegangen… hab es dann aber zum Glück doch gemacht. 🙂

    1. Danke für das Lob!

      Und Durch Deine kleine Geschichte fällt mir doch glatt auch noch was ein: Bevor es losgeht, prüft eure Toys! Ist alles dabei? Ist alles in gutem Zustand? Ist alles sauber? Ich packe meist auch noch Desinfektionsmittel ein, auch wenn das auf den meisten Parties da ist, sicher ist sicher!

      1. Ich gehe nur noch auf Partys, wo striktes Handyverbot besteht. Ist einfach viel entspannter.
        Als Rat an Leute, die echt Schmerz erleben wollen: Probiert mal ein Handy reinzuschmuggeln. …
        Übrigens: Selbst im Körper hat man Empfang… 😉

      2. Aber vorher gut vepacken! Ein Wasserschaden ist nicht von der Garantie abgedeckt 😉

        Ich sag mal so: heute ein striktes Handyverbot auf Partys… dem stehe ich ein bisschen gespalten gegenüber. Eltern, die die Nummer beim Babysitter gelassen haben oder ähnliches kann schon Grund sein, ein Handy dabei zu haben. Aber es geht lautlos… und im Play-Area sollte es dann wirklich nicht sein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.