Droht Zensur in Deutschland? BDSM in den Medien

Die BDSM – Szene ist in Aufruhr. Ist das, was in England und Amerika passiert, auch in Deutschland möglich?

In England haben wir die Digital Economy Bill. Diverse, einvernehmliche Praktiken dürfen in Pornos nicht mehr gezeigt werden. Also, um es klar zu sagen: dabei geht es darum, dass Dinge, die in Großbritannien legal zu praktizieren sind wie z.b Fisting, Watersports und weibliche (sic) Ejakulation, nicht im Internet gezeigt werden dürfen.

Da konnte man immer noch sagen „Ok, betrifft mich nur am Rande. Kink.com dreht in Frisco, das ist weit weg von London“.

Aber jetzt der nächste Schlag gegen Kinkster und alle die einvernehmlich alternativ l(i)eben.

FetLife wurde von Banken und Kreditkartenunternehmen quasi gezwungen, Gruppen, deren Content und Fetische aus den Listen zu löschen. Wir können jetzt auch hier hingehen und sagen, dass der gelöschte Content, der zum größten Teil aus (moralisch oder politisch) inkorrekten oder fragwürdigen Themen bestand. Und das ist richtig. RacePlay, Inzestspiele, Rape- Snuff- oder Dolcett-Fantasien sind definitiv nichts für den Kinky Mainstream. Aber gut, solange es beiden gefällt und niemand zu Schaden kommt, sind es immer noch zwei oder mehr Erwachsene Menschen, die hier ihr Ding machen.

Dummerweise ist das zu einfach gedacht. Denn hier wird das Herz einer jeden ausgeprägteren Session ebenfalls angegriffen, denn im Prinzip wurde gelöscht, was irgendwie übergriffig aussah! Damit wird hier der Konsens, beziehungsweise das Prinzip des Consensual nonconsent / des Metakonsens angegriffen. Auch wenn so Dinge wir Safewords, Absprachen, Go’s und Nogo’s wichtige Bestandteile unserer Welt sind, gibt es doch viele, die die Grenzen dessen bewusst und gewollt ausdehnen.

Und genau hier betrifft es uns als Kinkster.

Denn hier beginnt eine Zensur, ein Fremdbestimmen, was darf und was nicht. Auch wenn es hier so aussieht, als ob ein Kreditkarteninstitut „kalte Füße“ bekommen hat, als man bemerkte , wer da Kunde ist, ist der Zeitpunkt doch auffällig. Gerade kurz nach der Wahl des (Ultra)Konservativen Trump beginnt eine solche Hexenjagd der Wirtschaft gegen eine sexuell offene, aufgeklärte und in großen Teilen recht intelligente Community. Und wenn wir nun noch eine Schritt weiter gehen, die Pläne und Ankündigungen des Potus mal mit denen einer LePen oder, noch näher, einer sogenannten Alternative für Deutschland an, dann sehen wir erschreckende Ähnlichkeiten.

Sei es das zurückdrehen der Gleichberechtigung, das zurückschicken der Frau zu Kind und Herd (ja, auch ich, der 50s Household interessant findet, sehe das Gesellschaftspolitisch als durchaus fragwürdig). Rückgängig machen der Rechte der lsbttiq-Community. Wie können wir da so optimistisch (oder blauäugig?) sein, dass wir glauben, uns kann das nicht passieren?

Wir leben im Moment in einer Zeit einer wunderbaren Toleranz sexuell andersdenkenden gegenüber.

Ja, ein paar Spinner gibt es immer, aber im grossen und ganzen gibt es sie hier, die geschützten Räume, in denen wir uns austoben können. Die Frage ist nur: wie lange noch? Die Sklavenzentrale ist (immer noch) auf dem Index, und Sie und andere Communities sind finanziell genauso auf die Bezahlservices angewiesen wie Fetlife. Der Blitz kann auch hier jederzeit einschlagen. Und der konservative Block wird auch hier immer größer.

ich bin ehrlich, ich bekomme langsam wirklich Angst. Angst, diese Freiheit, ich zu sein, zu verlieren. Wir müssen aufstehen, tun, was wir können (und vielleicht auch ein bisschen mehr), um diese Freiheit zu bewahren. Das hier ist der Moment, wo wir darüber nachdenken sollten, uns (mehr) zu organisieren. Da wo viele sind, ist auch eine Lobby, die Einfluss nehmen kann, da ist der Schutz der Gemeinschaft, wenn der Wind härter bläst.

Es gibt diese Strukturen hier in Deutschland!

Wir haben den BVSM, die SMJG, KUK – BDSMBDSM Hannover, BDSM Berlin und nicht zuletzt, als einen der ältesten Deutschen Vereine Für BDSM, SMart Rhein-Ruhr. Das ist hier jetzt auf keinen Fall vollständig, aber hier findet Ihr auf jeden Fall informationen.

Und wenn Ihr jetzt auf die (geniale) Idee kommt, das Ihr auch aktiv werden wollt, könnt ich euch gerne an die oben genannten Organisationen wenden. Oder fragt mich. Ich bin ein Ansprechpartner für euch, wenn es um SMart geht. Auch,  wenn eine andere Organisation für euch interessanter ist, kann ich versuchen zu Helfen. Ich vermittle da gerne, denn ich bin der Festen überzeugung, dass der Zeitpunkt gekommen ist, endlich aktiv zu werden. Zeigen wir, dass eine bunte, sexuell offene und aufgeklärte Gesellschaft etwas ist, das wichtig ist für unser zusammenleben.

Frag nicht, was die Szene für Dich tun kann
sondern was Du für Deine Szene tun kannst!

In diesem Sinne freue ich mich, ganz viel von euch zu hören!

 

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