Ein Thema, dass immer wieder mal auftaucht und über das gesprochen wir, sind die Begrifflichkeiten, mit denen wir uns nach außen hin definieren und darstellen. Und da gibt es ja so einige. Dom und Sub, Master und Slave, Sadist, Masochist, Top und Bottom sind so de geläufigsten.
Und weil ich der Meinung bin, dass jeder sich mal mit den Worten, die immer wieder benutz werden, auseinandersetzen sollte, möchte ich diese Begriffe heute einfach mal mit Ihrer Bedeutung auflisten. Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Auflistung keinerlei Wertung der einzelnen Beziehungsformen sein. Und natürlich ist das ganze auch nur das, was ich in meiner Zeit in der Szene gelernt habe, hat also auch nicht den Anspruch, die letzte Weisheit zu sein.
Wir alle kenne ja das Akronym BDSM. Und ich denke, die meisten kennen auch die Bedeutung, also könnt ihr auch direkt etwas weiter scrollen.
Oh, Du bist noch hier? Ok, also für dich dechiffriere ich das doch gerne. Diese vier Buchstaben stehen für drei Beziehungs- oder Spielarten und sechs Worte. Also fangen wir einfach mal an.
Bondage and Discipline (Fesseln/Fixieren und Disziplinieren/Erziehen)
Hier steckt schon mal eine ganze Menge von dem, was in vielen Playsessions und Partnerschaften, die sich in der Community bewegen, ein wichtiger Bestandteil ist. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist Bondage eben nicht nur das Fesseln mit Seil. Bondage ist auch das fixieren mit Ledermanschetten, Handschellen, Ketten oder auch medizinischem Equipment wie Segufix oder Zwangsjacken.
Und in dem Moment, wo wir innerhalb der Session ein wie auch immer geartetes „Fehlverhalten“ bestrafen oder Korrigieren, oder aber auch gutes Benehmen belohnen bewegen wir uns in dem Bereich der Erziehung oder Disziplinierung. Um hier jetzt mal vorzugreifen, um zu disziplinieren muss ich kein Sadist sein. Und um einem Kick aus einer Bestrafung zu ziehen, kein Masochist. Aber dazu später mehr.
DS oder Dominance and Submission Dominieren/Führen und Unterwerfung/Diene
Hier bewegen wir uns eher im Bereich des Machtgefälles und der eher kopfgesteuerten Erotik. DS-Beziehungen können ganz ohne Körperlichkeit auskommen, denn je nach Art des Machtgefälles geht es hier nicht um Sex, um Schmerz oder Nähe sondern um das Gefühl, beherrscht, geführt oder sogar beschützt zu werden. Als Beipiel nenne ich hier einfach mal militärische Spiele/Drill, Master/Slave Relationship oder DaddyDom/LittleGirl Rollen.
SM oder Sadism and Masochism, Sadismus und Masochismus
Die im Prinzip körperlichste Konstellation. Hier geht es um das Zufügen oder Empfangen von Schmerz. Das Gefühl von Schmerz oder die Gewalt über den Partner wird in dieser erotisiert. In der Reinform heißt das, das es bei SM- kein Rollenspiel und kein Machtgefälles geben muss.
Und spätestens jetzt sollten wir langsam merken, warum die eingangs von mir erwähnten Begiffe eben keine Synonyme sein können.
Lasst mich also dann mal etwas näher auf die einzelnen Begriffe eingehen. Der Einfachheit halber rede ich hier immer die zusammengehörigen Paare.
Dom und Sub
Innerhalb des Machtgefälles sind das der dominante und der submissive Part. Wir haben es hier also, auch wenn wir mit Dom und Sub von Personen reden, eher mit einer Eigenschaft zu tun.Dom führt Sub innerhalb der Session, nutzt den Rahmen, der gesteckt wurde und hält die Energie am fließen. Der submissive Part ist der, über den Bestimmt wird, der sich unterwirft. Das kann sexuelle Handlungen beinhalten, kann aber auch im Rahmen von alltäglichen Diensten und Aufgaben sein. Das Ganze ist individuell zwischen den Akteuren abgesprochen, es gibt da keine allgemein gültigen Regeln.
Um mal eine Bogen zu einem meiner letzten Artikel zu spannen, nehme ich hier mal das Thema Kleidung als Beispiel: In der Dynamik eines Paares herrscht eine Kleiderordnung und der dominante bestimmt, was Sub trägt. Das ist für dieses Paar Ausdruck des Machtgefälles. Es gibt dem submissiven ein Gefühl davon, Fremdbestimmt zu sein während der dominante hier Kontrolle hat und Macht ausübt.
In einer anderen Dynamik gibt es ebenso ein Machtgefälle, allerdings ist es hier nicht Kontrolle , was die Dynamik laufen lässt sondern der Aspekt des Dienens. Hier steht der dominante morgens auf, geht ins Bad und macht sich fertig. In der Zwischenzeit hat der submissive die Aufgabe, Dem dominanten Die Kleidung für den Tag zurechtzulegen, vielleicht sogar den dominanten anzukleiden.
Ihr seht, die Tätigkeit ist in beiden Fällen Konträr, trotzdem geht es in beiden Beispielen um das ausleben eines Machtgefälles.
Das Ganze können wir auch auf sexueller Eben sehen, es gibt keine dominante oder submissive Tätigkeit. Jede sexuelle Spielart kann im Rahmen eines Machtgefälles unterschiedlich interpretiert und empfunden werden.
Ich fasse kurz zusammen: Dom und Sub sind also die Positionen Innerhalb des Machtgefälles.
Als nächstes reden wir über Master und Slave
Es wird oft gefragt „Ist Sub und Slave das Selbe?“ Schauen wir uns das mal genauer an. Geht man davon aus, dass Dom und Sub eigentlich nur die Position im Machtgefälle erklärt und Master – Slave eher einem Beziehungsmodell entspricht kann man eins sagen: ein Slave ist immer der submissive Part, aber nicht jede submissive ist ein Slave.
Innerhalb einer Master-Slave Beziehung herrscht ein Machtgefälle, dass im vereinbarten Rahmen unbegrenzt gilt. In der Regel gibt es in einer Master/Slave – Beziehung nur ein sehr eingeschränktes Vetorecht für den Slave. Er Hat sich um alle Bedürfnisse des Masters zu kümmern, sei es jetzt alltäglich oder sexuell. Der Slave steht zur Verfügung, für den Master und für alle, die von Ihm bemächtigt werden. In letzter Konsequenz kann ein Slave auch die Beziehung nicht beenden, da er alle Rechte an den Master abgegeben hat.
Faktisch ist das natürlich nicht durchzusetzen, es gibt allerdings durchaus praktikable Möglichkeiten, ein solches Machtgefälle in einem Konsens auch außerhalb einer Beziehung aufrecht zu halten. Außerdem besteht natürlich die Möglichkeit des freigebens.
Ich möchte hier allerdings explizit auf eine Sache hinweisen: Ich rede hier von einem Beziehungsmodell, dass auf dem gemeinsamen Ausleben einer Rolle, Konsens und Freiwilligkeit basiert.
Im Prinzip ist eine Master/Slave Dynamik ein D/s -Rollenspiel ohne zeitliche Begrenzung, ohne Veto oder Safeword im Alltag, bei Sessions oder sexuellen Aktivitäten kann das allerdings zwischen den Partnern auch anders vereinbart sein Andere Dynamiken, in denen ebenfalls ein gesamtes Beziehungsmodell dahinter steckt und die nicht Sessiongetrieben sind wären Total Power Exchange (TPE), 24/7 oder auch DDlg (Daddy Dom/Little Girl)
Auch hier mal eine Quintessenz in einem Satz: Ob jemand ein Slave ist, wird bestimmt durch die Dynamik der Beziehung und nicht dadurch, wie Streng oder Extrem die ausgeführten Praktiken sind.
Sadist und Masochist
Das ist jetzt eigentlich recht einfach, denn beim Sadisten oder Masochisten geht es in der Regel seltener um diese Komplexen Beziehungsmodelle. Hier gibt es auch selten ein so differenziertes Rollenverständnis, dass es größeren Diskussionsbedarf geben würde.
Der Sadist genießt es, jemandem Schmerzen zuzufügen während der Masochist in der Lage ist, Schmerz, den er zugefügt bekommt, zu erotisieren. Natürlich ist auch hier wieder ganz klar die Kommunikation im Vordergrund. Nicht jeder Schmerz wird gleich empfunden. Der eine kann mit dem Stock nicht hart genug geschlagen werden, Nadeln erzeugen aber in Ihm nur Angst und bringen ihn an den Rand des Abbruchs. Der Andere liebt ausgiebige Sessions mit dem Flogger oder der Singletail, allerdings ist der Ofen sofort aus, wenn Klammern ins Spiel kommen. All das, die Does, die Dont’s und die Maybes gehören abgeklärt. Schließlich will der reine Sadist und Masochist erstmal nur eins: Lustgewinn aus dem Erleben körperlicher Grenzerfahrung.
Was uns dann zu dem letzten Paar führt, nämlich Top und Bottom.
Das lässt sich fast noch leichter runterbrechen: Top ist der aktive in einer Szene oder Session, der Bottom ist der Passive. Und so leicht es sich runterbrechen lässt, so komplex ist dann da Zusammenspiel aus all diesen verschiedenen Persönlichkeiten.
Erst mit den Begriffen Top und Bottom ist es uns möglich, diese unglaubliche Vielfalt an Konstellationen, Beziehungen und Sessions zu erkennen. Denn hier eröffnen sich dann die Welten, in denen es dominante Masochisten gibt, die ihrem devoten, aber gar nicht sadistischen Gegenpart die Order geben, ihnen den Arsch zu versohlen, aus purem Lustgewinn für den Bottom, aus purere Ergebenheit des Top.
Und ich glaube, mit diesem Bild habe ich ganz gut erklärt, was all diese Begriffe sind: Worte, mit denen jedes Paar, jede Spielbeziehung, jedes Kinky Ehepaar sich selbst finden kann. Was Die Aussenwelt dann damit anfängt, ist Ihr Problem.
Ich würde mich freuen, wenn ich mit diesem Artikel ein wenig zum nachdenken anregen konnte und freue mich über viele Kommentare und über euer Feedback!
Stay Kinky & Play Safe!