BDSM im hohen Alter

Das Thema nehme ich doch dann gerne mal kurz auf.

Auch wenn ich von diesem ‚hohen‘ Alter mit vierzig noch ein bisschen entfernt bin, kann ich mir doch, durch Party- und Clubbesuche ein recht gutes Bild von dem Altersschnitt der Szene machen.

Bis vor wenigen Jahren,würde ich sogar sagen, wurde die Club- und Partyszene von den älteren Semestern sogar eher dominiert. Das heute auch jüngere Semester auf Partys und Events gehen, hat, denke ich, etwas mit der Öffnung der Szene nach außen und bestimmt auch den Möglichkeiten des Webs zu tun. Können sich doch die Jüngeren jetzt viel besser mit Informationen versorgen, als das in meiner Findungsphase ende der 80er, anfang der 90er war. Vereine wie SMart, die SMJG und auch der BVSM haben da einiges getan.

Trotz allem sehe ich auf Partys auch immer wieder ältere Paar und Singles, die mit großer Hingabe spielen. Und gerade auf der dominanten Seite, denke ich, hat eine gewisse Reife und Lebenserfahrung einfach einen größeren Reiz. Ich möchte jetzt niemanden Dominanz absprechen,  aber wenn ich manchmal die Mittzwanziger ansehe, in Lack und Latex, die fast schon Fashion ist und die dann mit gut geübtem, strengen Blick Ihre Partner führen, ich kann mir nicht helfen, das sieht in meinen Augen immer irgendwie nach Schauspiel aus. Und ja, ich weiß, das ist ein ganz klares Voruteil, und in der jeweiligen Konstellation ist es garantiert für beide auch eine feine Sache, aber wenn ich mich da gedanklich in den Bottom oder Sub versetze, habe ich ein Problem, diese Dominanz ernst zu nehmen. Für mich wäre das einfach nichts.
Der graumelierte mit der Weste, dem weißen Hemd und dem Rohrstock in der Hand, der gibt dann gleich wieder ein ganz anderes Bild ab. Da klingt eben eine ganz andere Art von Führung und Strenge mit, alleine im Auftreten.

Das ist natürlich nur mein ganz eigenes Empfinden, aber ich denke, so ganz alleine stehe ich mit diesen Gedanken nicht.

Frankampstraße 51-69, 45891 Gelsenkirchen, Deutschland

3 Antworten auf „BDSM im hohen Alter“

  1. Baby kann dem nur zustimmen. Männer, die mich am meisten beeindrucken sind Ältere. Die, welche keine Pose und keine Kostümierung nötig haben. Weder Lack noch Leder, und in einem Fall noch nicht mal die obligatorischen schwarzen Klamotten. Die Körperhaltung, der Blick…das genügt schon vollkommen, um mir die Knie weich werden zu lassen. Und der jeweilige große Erfahrungsschatz hat dazu geführt, dass ich mich bestens aufgehoben fühlte. Ein hoch auf die ‚Dirty Old Men‘!

  2. Schönes Thema. Und ich würde die durchaus bleibende Attraktivität auch nicht auf den Top beschränken: Keine anderen Verwirklichungsarten im Sex haben wie BDSM das Potential, die Schönheit der Haltung, der inneren Verbindung zu dem, was man äusserlich tut, auszudrücken.

    Alles, was eine Top-Bottom-Relation ausmacht, ist in seiner tieferen Bedeutung alterslos. Ich würde sogar sagen: Die Macht und Attraktion eines „wissenden Partners“ ist nirgends so gross wie bei SM.

    Ich finde gerade das sehr schön: Die Vorstellung, mit jemandem alt werden zu können, funktioniert bezüglich der körperlichen Attraktion nirgends so gut und leicht wie in SM-Beziehungen.

  3. Hallo Tamlin,

    wieder einmal ein sehr interessanter Beitrag.

    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das „ältere Semester“ stärker auf einer Party oder generell in der Szene vertreten ist, wobei ich jetzt mal vermute, dass das eventuell auch irgendwo eine Grenze hat. Ich hatte mich mit „hohem Alter“ mehr auf die Generation > 60 bezogen und da Frage ich mich, ob die tatsächlich auch noch auf solche Parties gehen?

    Ich stimme Dir auf jedem Fall zu, dass ein graumelierter dominanter Herr irgendwie automatisch authentischer wirkt, als ein Anfang Zwanziger, der versucht dominant zu schauen (wobei ich hier keinem Jungen seine dominante Seite absprechen möchte). Das liegt vielleicht auch ganz einfach an unserer eigenen Sichtweise zum Thema Dominanz. Ich stelle mir mit Dominanz auch eine Autorität vor, die eine gewisse Strenge ausstrahlt und die ist irgendwie mit einer gewissen Reife verbunden, die man im Alter hat.

    Bleibt jedoch die Frage, ob auch die Omi und der Opi weiter ihren Neigungen nachgehen und ob Omi sich an Andreaskreuz binden lässt während Opi vom Rollator aus die Peitsche schwingt 🙂

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