Also, mit dem 6500 hätten sie mich ja nach Jahren in denen ich mich gegen den Handyriesen gewehrt habe, fast bekommen.
Nachdem ich jedoch gestern und heute die Meldungen über die Schliessung des Nokia-Werkes in Bochum gehört und gelesen habe, bin ich heilfroh, das nicht getan zu haben.
Meiner Meinung nach gehört dieser Konzern boykottiert, denn das, was da passiert, ist die unterste Schiene.
Durch die Schliessung des Werkes gehen nicht nur 2.300 Nokia-Arbeitsplätze verloren, es sind auch noch 1.000 Arbeitsplätze bei den Zulieferern sowie 1.000 Leiharbeiter betroffen.
Und das, nachdem 1999 siebzehn Millionen Euro an Fördergeldern in die Taschen von Nokia geflossen sind. Die Nordrhein-Westfälische Wirtschaftsministerin, Christa Thoben, lässt derzeit prüfen, ob eine Rückzahlung erzwungen werden kann.
Die Auflage für die Zuteilung der Fördergelder war, bis 15. September 2006 mindestens 2856 Arbeitsplätze zu sichern. Das Ministerium schliesst nicht aus, das vor Ablauf der Frist die Zahl der Stellen darunter lag.
Nach Informationen der Rheinischen Post lag die Höhe der insgesamt geflossenen Fördergelder sogar bei sechzig Millionen, wobei da aber ein Rückzahlung ausgeschlossen ist, da die Bedingungen der Fördergelder eingehalten wurden.
(Quelle: heute.de)
Nichtsdestotrotz hat Nokia Steuergelder verbrannt, und jetzt, wo es nur noch eine moralische Pflicht gibt, wird Sack und Pack geschultert und man zieht ab nach Rumänien, denn da ist es billiger.
Laut Thoben scheinen jetzt weitere Fördermittel, diesmal der EU, dafür eingesetzt zu werden, den Standort in Rumänien auszubauen, Nokia-Manager Sundbäck weist das (natürlich) zurück.
(Quelle: heute.de)
Ich weiß auf jeden Fall eines: Bei Anschaffungen meinerseits wird es jetzt einen Anbieter nicht geben und der heisst ‚NOKIA‘, ich hoffe, das einige, oder auch einige mehr, es genau so machen, denn das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, der Verantwortungslosigkeit des Kapitals entgegenzutreten.
Nachtrag:
Über das Kontaktformular der Bundeskanzlerin habe ich soeben folgende Mail an Angela Merkel geschickt:
Sehr geehrte Frau Merkel,
wie lange soll es noch gehen, das große, internationale Konzerne, die Millionengewinne einfahren, Steuergelder quasi zum Nulltarif geschenkt bekommen? Im Falle Nokia waren es in den letzten 8 Jahren lt. Focus Online 83 Mio Euro, und sobald alle Fördermöglichkeiten abgeschöpft sind, ziehen diese weiter in das nächste Land, zum nächsten Futtertrog, den Heuschrecken gleich.
Solange es hier so einfach gemacht wird, Geldgeschenke zu bekommen ohne z.B. eine Rückzahlungsklausel als Bedingung der Förderung einzusetzen, solange werden verantwortungslose Unternehmen die Selbstbedienungstheke Deutschland weiter ausnutzen.
Stoppen Sie diese Vernichtung von Steuergeldern, diese lassen sich garantiert sinnvoller und zukunftssicherer anlegen, z.B. in die Kinder- und Jugendförderung, im Bildungssystem oder in der Förderung von alternativer Energie.
Mit freundlichem Gruß
Sascha Hein
Ich weiß, es ist illusorisch zu glauben, daß das etwas ändert, aber mich kotzt es an, bei solchen Dingen einfach nur noch ruhig dazusitzen und alles hinzunehmen.
Wenn es euch ähnlich geht, nehmt alte Nokia-Geräte, macht sie unbrauchbar und schickt sie an Nokia zurück, schreibt Angela Merkel, tut was, diese Abzocke der Konzerne ist nicht mehr zu ertragen…
Es geht mir wie Dir. Ich finde es einfach unglaublich, was dort passiert und ich mag diese Handys nicht mehr nutzen (hab 2 davon).
Ich bin durchaus ein wirtschaftsfreundlicher Kopf und gedanklich eher konservativ zu Hause, aber solches Verhalten ist absolut daneben – egal, ob dabei irgendwo ein paar Millionen gespart werden können oder nicht.
Ich denke, dass man im Sinne einer sozialen und auch einigermaßen freien Marktwirtschaft, seinen Unmut gegen solche Vorgehensweisen ganz klar deutlich machen muss. Sonst kommen ganz schnell die nächsten gefühlskalten Zahlenknechte aus ihren Löchern und machen das nach.
Ich glaube an eine soziale Verantwortung von Unternehmern auf der einen und an die Macht der Verbraucher auf der anderen Seite.
Ich wäre stolz, wenn WIR (wir alle Nokiatelefonierer) das auch ohne Frau Merkel hinbekommen würden.
Hier sollte der gesunde Menschenverstand handeln. Und zwar auf ganz breiter Basis.
Ich meine:
Wenn NOKIA Deutschland nicht mehr braucht, braucht Deutschland auch NOKIA nicht mehr! Und tschüß…
Ich mache mit, beim Markenwechsel!
Der Tom
Heute ist ein Bericht über das neue rumänische Werk auf zdf.de.
Nokia geht in das 4.200 – Seelen – Dorf Jucu, das sich anscheinend als ElDorado der Pleitegeier und Heuschrecken einen Namen machen will…
Siemens finanziert dort ein IT-Ausbildungszentrum, Emerson, der große amerikanische Mischkonzern, errichtet am Stadtrand der nächsten Stadt, Cluj, ebenfalls einen Industriepark.
Die Löhne dort sollen lt. zdf.de unter dem rumänischen Durchschnitt von 320 Euro liegen, nämlich zwischen 170 und 238 Euro.
Das einzig positive, wenn man Zynismus positiv nennen darf, ist, daß die Rumänen nicht lange freude an dem Werk haben werden… Im Zuge der Globalisierung und des zu erwartenden Aufschwungs in Rumänien dürften die Löhne dort recht zügig ansteigen, und wie ich Nokia einschätze, werden Sie dann, wenn in der Region Cluj der Durchschnittslohen verlangt wird, wird das Werk dann verlagert… irgendwo gibt es immer ein paar arme Menschen, die Ihre Seele für ein Butterbrot verkaufen…