Wir laufen, wie vorgestern geschrieben, ja wieder beim CSD mit, das Ringen um Akzeptanz von BDSM in der Gesellschaft ist mir schon ein anliegen.
In dem Zusammenhang stößt mir einiges immer mal wieder übel auf… Ich meine, an die Häufung des Adels und des weltlichen Arms des Klerus (also die ganzen Sirs, Ladys und Lords) hat man sich ja schon gewöhnt und die ringen einem auch eher ein lächeln ab, wie ich finde. Gut, ich als kleiner Anarchist würde mich natürlich einer solchen Macht nicht wirklich beugen, aber darum geht’s mir auch gar nicht…
Mir geht es darum, wie im (halb)öffentlichen Raum, also den Communites, Foren, Chats etc. mit ‚Hörigkeit‘, ‚Eigentum (von)‘ und so weiter kokettiert wird. Nennt mich spießig, aber ich denke, wenn wir auf der einen Seite versuchen den Non-SMern klar zu machen, dass wir im Grunde genommen nichts tun, was der Andere nicht will, wir den Konsens unsere Spiele immer wieder in den Vordergrund rücken, und der endlich bekehrte sich dann, angefixt oder auch nur interessiert an der theoretischen Materie, in den virtuellen Darkroom begibt, für den muss das ganze SSC-gequatsche doch wie eine Lahme Rechtfertigung vorkommen.
Allüberall die ‚Hörigen Sklaven/-innnen‘, die ‚tabulosen Objekte‘, die widerstandslos für Ihren ‚Sir‘ (da isses wieder) alles tun…
Muss das wirklich sein? Ist Hörigkeit und Leibeigenschaft so was erstrebenswertes? Und wundern wir uns dann wirklich noch, wenn viele nach außen mit dermaßen belastenden Begriffen spielen, dass die Öffentlichkeit Probleme hat, an die Ehrlichkeit unseres einvernehmlichen sexuellen Handelns zu glauben?
Ist es nicht schon schwer genug, zu glauben, dass Schmerz auf Geil sein kann und dass es frei machen kann, eine unterdrückte Rolle zu spielen?
Ich meine, das fällt ja selbst mir als Top und seit Jahren aktiv in dieser Szene immer noch schwer, glauben und sehen kann ich es heute, aber wirklich verstehen nicht. Irgendwann habe ich aufgehört, verstehen zu wollen und glücklich akzeptiert.
Ich denke, wenn wir wirklich akzeptiert werden wollen, dann müssen wir bis zu einem gewissen Grad auch darauf eingehen, wie andere denken und mit unseren Worten und dem Auftreten auch ein wenig überlegter handeln.
Technorati-Tags: hörigkeit,emanzipation,öffentlichkeit,BDSM,gesellschaft
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ein Großteil der Szene sein elitäres *Wir haben die besseren und intensiveren Beziehungen* gegen einen normalen, akzeptierten öffentlichen Umgang mit ihrer Leidenschaft tauschen möchten. Wer will schon gewöhnlich sein, wenn er außer seiner Sexualität keine Abgrenzung finden kann…
Naja, ich kann und will mir eben nicht wirklich vorstellen, das sich in der Szene nur abgrenzungswütige und, wenn die außer Sex wirklich nichts anderes haben, was sie als Individuum auszeichnet, echt eingleisige Leute rumlaufen haben…
Abgesehen davon ist unser Sex, auch wenn wir etwas für die Akzeptanz der Masse tun, immer noch ‚anders‘, reicht das nicht aus? Muss immer gleich die Wertigkeit überhöht werden?
Anders gefragt: Sind wir nur durch Übertreibung in der Lage, uns abzugrenzen (wenn das denn gewollt ist…)? Und wäre das nicht der ‚Beweis‘ dafür, das es gar nicht anders ist?
Klar ist das im Kreis gedacht, aber manchmal muss der Kreis erst gesehen werden, um dann gebrochen werden zu können.
Ich will mir das ehrlich gesagt auch nicht vorstellen… aber der Verdacht drängt sich mir tatsächlich auf, wenn ich zum 6654235077mal lese, dass BDSM-Beziehungen ja deutlich intensiver wären… und soviel tiefer… als jedwede herkömmliche Beziehung es sich nur vorstellen kann. Sich selbst und seine Andersartigkeit darüber zu definieren führt die Szene mE in genau diesen Kreislauf… incl. der massiven Kritikunfähigkeit an sich selbst. Das Spiel mit den ‚gefährlich‘ aufregenden Begrifflichkeiten wie der Hörigkeit ist auch immer ein Spiel mit der Abgrenzung gegen die Vanilla-Art.
Das Bewusstsein: Ich bin menschlich genauso stinklangweilig wie meine Nachbarin, nur trag ich statt einer Kittelschürze eben ein Lackkleidchen, würde einigen Szenehelden vermutlich die selbst zurechtgelegte Existenzberechtigung rauben.
BTW: Spannendes Thema, gutes Posting 😉
Zuerst mal: wer sich solche Titel (Sir, Lord, …) nur aus Spass gibt oder weil es ihm gefällt möge sich bitte hier ausdrücklich ausgenommen fühlen.
Also ich muss mal ganz ehrlich gestehen – ich kenne zwar schon einige Leute in der Szene, aber so wirklich die Sir-Super-Master-Doms und tabulose-naturdevote-Sklavinnen habe ich eher weniger getroffen. Das mag daran liegen, dass ich mich eher mit der jüngeren Altersklasse (
…VERDAMMT! Mein Browser hat ca. 70 Prozent meines Textes gefressen (alles hinter einem „Größer“-Zeichen)!
Dann nochmals in Kurzform: die jenigen, die so überzeugt von sich zu sein scheinen haben sich bei mir meistens recht schnell als Warmluft-Produzenten mit niedrigen sozialen und intellektuellen Fähigkeiten herausgestellt. Und dass es die in jeder sozialen Gruppe gibt ist wohl nicht zu ändern.
Ob allerdings die ganze BDSM-Welt genau so schön wäre ohne den Hauch des Verbotenen und Verruchten ist wirklich eine gute Frage – die jeder für sich selbst mal in einer ruhigen Minute beantworten sollte.
Ich bin noch auf der Suche nach meiner Antwort…
Och, den ‚Hauch des Verruchten‘ bekommt man sowieso nicht weg, wenn man offen und ehrlich zu seiner Sexualität steht.
Sobald Sex ins Spiel oder Gespräch kommt, ist es per se ‚Red Light’… Sex gehört ins Schlafzimmer und sonst nirgendwohin 🙂
Ich halte dieses ganze aufgesetzte (das übrigens in der Realen Welt kaum existiert, da geht der (im Web) ‚konsequente Meister‘ auf der Party seiner(im Web) ‚tabulosen Dienerin‘ einen Kaffee holen,und das ist auch gut so!) für mehr als unsinnig.
Aber warum kann man das nicht auch in der virtuellen Welt rüberbringen? Ist es nur, weil ’schönlügen‘ im Web eben so einfach ist?
Das finde ich dann immer recht lächerlich.
Ich liebe meinen Engel, auch wenn ich Sie gelegentlich schlage, auch wenn ich mich gerne von Ihr bedienen lasse, ein bisschen Gent schadet nie…