Heute will ich mal einem Mythos zerstören.
Es ist nicht einfacher oder bequemer auf der dominanten Seite!
Ich bin darauf gekommen, als mich eine Arbeitskollegin, die mit BDSM- oder Dom/dev-Beziehungen nichts am Hut hat, auf meine doch meistens bis immer recht gut geputzten und glänzenden Schuhe ansprach.
Ohne groß nachzudenken antwortete ich, daß das der Job meiner Frau ist. Darauf Sie ‚So gut hätte ich es auch gerne!‘
Natürlich ist es eine schöne Sache, wenn ich arbeiten des täglichen Lebens im Rahmen des Gefälles an meinen Engel ‚deligieren‘ kann. Und natürlich gibt mir das auch wieder Zeit und Freiheit, mich um andere Dinge zu kümmern. Aber der Fakt, dass eben gewisse Aufgaben auf Ihrer Seite bestehen heißt ja nicht, dass ich mich nicht auch mit diesen Aufgaben beschäftigen muss.
Angefangen bei der Kontrolle ob alles erledigt wurde, dem korrigieren wenn etwas nicht meinen Vorstellungen entspricht bis hin zu der Entscheidung ob und welche Konsequenzen zu ziehen sind.
Und gerade diese Entscheidung ist auch wieder etwas, das mich (und bestimmt auch andere dominante) immer wieder vor eine große Aufgabe stellt. Ist es heute angebracht, zu bestrafen? Wenn ja, wie? Wurde das abgesprochene Rahmen, zum Beispiel das ‚Beichten‘ das etwas zum Beispiel vergessen wurde, eingehalten? In diesem Fall geht es über eine Korrektur, die meist eher verbal erfolgt zur Buße und zum Verzeihen. Wurde das Vergehen aber unter den Tisch gekehrt worden sein, bewegt es sich eher im Bereich von körperlichen Strafen.
Und da haben wir den nächsten Mythos: das Bestrafen ist immer das Ziel des Dominanten.
Wenn die Strafe das Ziel wäre, nichts einfacher als das… Es gibt so viele kleine, fiese Ideen um sub scheitern zu lassen. Aber was ist daran dominant? In meinen Augen nichts. Außerdem: wenn ich mein geliebtes Eigentum leiden lassen möchte, dann tue ich das; dafür brauche ich in der kontrollierenden Rolle doch keine, wie auch immer geartete, Rechtfertigung.
Wenn ich Strafe, dann um sub zu fordern, um ein Verhalten zu korrigieren, das dem Ziel, das ich Ihr gesteckt habe, entgegen steht. Und das erfordert dann eben Konsequenz, eben auch dann, wenn ich lieber einfach nur auf der Couch wäre oder ich meinen kuscheligen habe. Wenn ich Sie fördern will, hat sie das Recht auf Korrektur, die Strafe als lenkendes Mittel ist dann für mich als dominanten Part eben auch ein Pflicht. Natürlich mag ich diese Pflicht, führe sie gerne aus, aber sie ist nicht das Ziel des Ganzen. Erziehung, die als Grund für Strafe genutzt wird, hat für mich irgendwie etwas halbherziges. Für mich ist das Gefühl das sich in mir breit macht, wenn eine Aufgabe gut ausgeführt wird, wichtiger als die schnelle Erregung, wenn der Rohrstock die nackte Haut trifft.
Außerdem sollte man auch eins nicht außer acht lassen: neben den devoten Anteilen sind in vielen Fällen ja auch noch die masochistischen Anteile in unsere Lieben. Und ist in den Momenten, wo der Masochist in Ihnen erstarkt, das Corporal Punishment nicht eher lustfördernd? Was hat das dann noch mit Strafe zu tun, wenn Sub zwar Tränen in den Augen hat, die aber vor geilheit? Aber auf den Lustschmerz und die entspannende, lösende Funktion komme ich vielleicht in den nächsten Texten.
Eine Antwort auf „Das Kreuz des Dominanten“