Lifelies

Sind wir kommunikativ? Klar, höre ich immer, gerade wir, die wir SM leben. Wir empfinden doch viel tiefer, Empathie gehört doch zu unserer Sexualität wie Salz an das Essen. Gerade da, wo man das immer wieder in den Foren und Blogs liest, gibt mir der letzte Podcast von Mistress Matisse doch zu denken.

Da Schreibt ein Hörer so um die Zwanzig, also im besten Facebook/Networking/Community-Alter und bittet um Hilfe.

Hat er doch vor mehr oder weniger kurze Zeit erst seine Leidenschaft kennen gelernt. Das erste Öffnen, die ersten Schritte erfolgen auch prompt über den höchst kommunikativen Datenhighway. Über ein Kinky Network lernt er dann auch die Eine oder Andere passende Frau kennen. Und es kommt, wie es kommen muß: Messages, Mails, Meetig…. Sie gehen zusammen auf eine Party, vertstehen sich gut, haben eine nette Session, er einen dicken Arm, Sie einen roten, glühenden Arsch. Ach ja, good oldfashioned Sex war auch noch irgendwo dabei.
So weit, so gut. Herzlichen Glückwunsch, tolle Sache! Schön für beide.
Wenn, ja wenn man dann nicht, endorphingeschwängert und voll neuer Eindrücke nach Hause gefahren wäre. So kommt es, wie es kommen muss, der lange, dunkle Fünfuhrtee der Seele, Gedanken darüber, was man da angstellt hat, wie kann man nur Geil auf Schmerzen anderer sein? Und als ob das noch nicht reicht kommen nach dem ganz normalen Aftershock noch ein paar Erinnerungsblitze. Was waren das für kleine, rote Pusteln an Ihren Schenkeln? Rasierpickelchen, eine Allergie oder gar… Irgendeine Krankheit? OK, die Amis haben sowieso eine kleine Paranoia was das angeht, aber ich denke, der Gedanke ist einigen unter uns auch nicht ganz unbekannt

Was macht unser Kommunikationsgenie? Klar, er will seine Gedanken beruhigen und schreibt schnell mal eine Mail: „Kurzes Hallo, ach übrigens, hast Du ’ne übertragbare Krankheit?“. Und dann verstand er nicht so wirklich, warum er innerhalb kürzester Zeit auf Ihrer Blockinglist landete…

Na gut 10 Punkte für schnelles und direktes Handeln aber so ungefär eine Million miese für schlechten Stil… Kein Wunder, das Monk und Matisse den armen Kerl erst mal darauf aufmeksam machen, was für ein taktloser Idiot er war, mit jemandem zu ficken und NACHHER die Panik zu schieben… Ein offenes Gespräch Auge in Auge vorher, ein Telefonat: „Du, wir müssen mal reden, mir geht da was im Kopf rum, lass uns mal Treffen.“ Und dann reden, selbst wenn hinterher auch nicht so toll ist, das wäre noch OK.

Aber mal im Ernst, wo ist da noch das immer wieder hochgehaltene Schild des tiefen Verständnisses? Und wo zur Hölle ist da das Gefühl für den Partner, selbst wenn es ’nur‘ ein temporärer Spielpartner war? Oder haben wir jetzt, wo jeder das Internet in der Hosentasche mit sich herumträgt endgültig verlernt wie man miteinander redet? Steht LOL, ROFL und HDGDL bald im Duden? Ist das die Realität zu Orwells Neusprech? Ich hoffe nicht, aber wenn doch, dann bin ich froh, das meine Frau und ich zu der aussterbenden Art derer gehöre, die verbal und nonverbal kommunizieren können und dann auch noch wissen, wann welche Art der Kommunikation angesagt ist.

In diesem Sinne… Keep on talkin‘!

HEAGGSDDFL
(Hab euch alle ganz ganz super doll dick lieb)